Vampirella

Eine Comicgöttin auf Abwegen

Trash-Alarm: Das Berliner Label cmv-Laservision präsentiert die deutsche DVD-Premiere von Roger Cormans berüchtigter Comicverfilmung – mit Bond-Babe Talisa Soto in der Titelrolle und "The Who"-Sänger Robert Daltrey als Oberblutsauger!

Mit Vampirella, der rassigen Blutsaugerin vom Planeten Drakulon, schuf Forrest J. Ackerman im September 1969 eine Comic-Superheldin der Extraklasse. Der wilde Genre-Mix aus Superman-Backstory, Barbarella-Pin-Up-Erotik und Horror-Motiven über eine interstellare Vampirschönheit, die auf Erden gegen die Mächte des Bösen kämpft, sorgte vor allem bei pubertierenden Comicfans für zittrige Hände beim Durchblättern der "Vampi"-Hefte, die mit kurzen Unterbrechungen bis heute monatlich erscheinen (seit 2010 bei Dynamite Entertainment).

1996 sicherte sich B-Movie-Papst Roger Corman die Filmrechte und drückte einem seiner Stammregisseure 1 Millionen Dollar für eine Direct-to-Video-Produktion in die Hand. Jim Wynorski ("The Last Empire") drehte seine Adaption in Las Vegas, da dort einige "futuristische" Locations leicht als Hauptstadt von Drakulon umfunktioniert werden konnten. Dort muss Vampirella (Talisa Soto) erleben, wie der blutrünstige Aufrührer Vlad (Robert Daltrey) ihren Vater tötet und gen Erde flieht. Nach einem unfreiwilligen Zwischenstopp auf dem Mars reist ihm Vampirella einige Generationen später hinterher und kommt bei ihrem Rachefeldzug einer geheimen Vampirjägerorganisation unter Leitung von Adam Van Helsing (Richard Joseph Paul) in die Quere. Der Einzige, der inmitten hölzerner Darsteller und billiger Soft-Porno-Kulissen zu überzeugen weiß, ist "The Who"-Sänger Daltrey, der die Rolle des Vampirfürstens, der nach der Weltherrschaft greift und zur Tarnung als affiger Rock-Megastar Jamie Blood auftritt, mit bewundernswertem Gusto verkörpert. Regelrecht blutarm wirkt dagegen die sowohl physisch als auch qualitativ flachbrüstige Performance von "Lizenz zum Töten"-Bond-Girl Soto, deren Auswahl für die Hauptrolle der ultimativen Horror-Bombshell in Fankreisen ohnehin für Kopfschütteln gesorgt hatte. Von der Idee, Vampirellas ikonisches Swimsuit-Outfit von Designerin Trina Robbins im Film durch eine absurde Straps-Windel-Kombination in rotem Lackleder zu ersetzen, ganz zu schweigen! Dass es auch anders bzw. richtig geht, beweisen diverse Photo-Cover-Produktionen für Vampirella-Comics. 

Barbara Leigh (1978 für Warren Publishing)

Julie Strain (1999 für Harris Publications)

Maria Di Angelis (2000 für Harris Publications)

Kitana Baker (2003-2004 für Harris Publications)

Trotz dieses fehlenden Sexappeals kann auch der "Vampirella"-Film Spaß machen - vor allem, wenn man dem zwischen Aufrichtigkeit und Verklärung schwankenden Audiokommentar von Regisseur Wynorski lauscht. Wie er beispielsweise die abstrusen Latex-"Sunsuits", mit denen sich die degenerierten Erdvampire vor dem Sonnenlicht schützen, als Hommage an die Raumanzüge in Mario Bavas "Planet der Vampire" schönredet, ist großes Trash-Kino. Dass cmv-Laservision den Film demnächst noch in seiner famosen "Trash Collection"-Buchboxreihe veröffentlichen will, ist da nur folgerichtig. 

 

"Vampirella" (Originaltitel: "Vampirella") – USA, 1996 (83 Min.)